E-A-G Bouldern

Im nachfolgenden Text findet sich das methodische Konzept für das Klettern im Sportunterricht. Es orientiert sich am E-A-G Modell des Schweizerischen Lehrmittels Sporterziehung1 und hilft bei der Planung und Durchführung von coolen Kletterlektionen.

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Methodische Grundsätze
  1. Ziel: Schrittweises Heranführen an die Kletterbewegung. Vermitteln von ersten Erfolgserlebnissen und Stärken des Selbstvertrauens.
  2. Die LP schaffen günstige Lernvoraussetzungen dank perfekter Absicherung mit Sprungmatten, klaren Instruktionen (Boulderregeln etc.), motivierenden und auf das Niveau der SuS ausgerichteten Bewegungsaufgaben.
  3. Die SuS erhalten einen spielerischen «Einstieg zum Aufstieg»: Sie sollen gefahrlos entdecken, erproben und Selbstvertrauen gewinnen können.
  4. Unterricht nach dem Prinzip des Vereinfachens und Erschwerens: schwächere SuS dürfen z.B. Zusatzgriffe benützen, stärkere SuS müssen bestimmte Griffe auslassen.

Inhalte (vgl. Übungssammlung)
  1. Hochklettern und Niederspringen (vgl. Übung «Jump) unter Beachtung der Boulderregeln; die Höhe schrittweise steigern.
  2. Geschicklichkeitsübungen ausführen (vgl. «Challenge»-Übungen): je ein Bein und Arm von der Wand weg strecken, mit dem Fuss zur Hand stehen, sich um die Längsachse drehen, einen Gegenstand transportieren etc.
  3. Partnerübungen: «High-Five» mit SuS in der Nähe, mit einem Springseil verbunden (im Hosenbund) klettern, um den Partner herum klettern, vorklettern-nachklettern etc.
  4. Spielformen (siehe auch «Warm-up»-Übungen): Würfelspiele (z.B. Leiterlispiel oder Lotto), Stafetten (z.B. einen Quergang klettern oder eine Glocke berühren; einen Gegenstand transportieren; evtl. Einbezug von klassischen Turngeräten), Ratespiele (einen Buchstaben «klettern», ein Tier imitieren)

Organisatorische Hinweise
  1. Ganz- oder Teilklassenunterricht. Bei Ganzklassenunterricht je nach Kletterwandgrösse zusätzliche Klettermöglichkeiten (Barren, Reck, Sprossenwand) bieten, damit die SuS genug Bewegungszeit erhalten.
  2. Ausrüstung: Kletterschuhe sind nicht zwingend. Sind viele und genügend grosse Tritte vorhanden, kann sehr gut in Hallenschuhen geklettert werden. Dies erlaubt u.a. einen schnellen Wechsel bei Teilklassen-Unterricht.
  3. Zu Beginn die Boulderregeln bekanntgeben und auf mögliche Gefahren hinweisen (z.B. unkontrollierter Sturz oder Sturz auf eine andere Person). Kontrollieren, ob die Regeln auch eingehalten werden. Je jünger und unerfahrener die SuS, desto näher und lückenloser sollte die Betreuung sein.

Anwenden

Methodische Grundsätze
  1. Ziel: Erlernen von Klettertechniken resp. von ökonomischen Fortbewegungsmöglichkeiten in der Vertikalen.
  2. Die LP motivieren die SuS laufend mit neuen Bewegungsaufgaben.
  3. Die SuS erhalten eine Vielzahl an Gelegenheiten, um Fortschritte zu erzielen. Wenn sie z.B. einen Boulder, den sie zu Beginn nicht schafften, plötzlich ohne übermässigen Kraftaufwand klettern können, ist dies ein offenkundiger Fortschritt.
  4. Unterricht nach dem Prinzip des Variierens: z.B. Variieren der Kletterrichtung, der Klettergeschwindigkeit, der Länge der Züge, der Grösse oder Art der Griffe; Aufmerksamkeitslenkung auf die Körperschwerpunktverlagerung, die Hüftposition oder die Fussarbeit.

Inhalte (vgl. Übungssammlung)
  1. Gegensatzerfahrungen: gebeugte oder gestreckte Arme, frontale oder eingedrehte Körperposition, statisches oder dynamisches Fortbewegen (vgl. Technik-Videoclips)
  2. Aufmerksamkeitslenkung z.B. auf die Füsse (die SuS müssen präzise antreten ohne nachzutreten) oder auf die Hände (verschiedene Griffarten: Aufleger, Leiste, Zangengriff, Untergriff, Seitgriff etc.)
  3. Klettertechnische Inputs: Storch, Frosch, Welle etc. (vgl. Technik-Videos)
  4. Partnerarbeit: die SuS stellen sich gegenseitig Bewegungsaufgaben (vgl. Übung «Zeig mir den nächsten Tritt») geben einander Feedback und spornen sich an.

Organisatorische Hinweise
  1. Teilklassenunterricht aus folgenden Gründen: höhere Intensität, mehr Kletterfläche pro Schülergruppe, mehr Gelegenheit für individuelles Feedback.
  2. Stationenunterricht: pro Station eine Kletteraufgabe, welche die SuS in 2er, 3er oder 4er Gruppen zu lösen versuchen. Evtl. Stationen mit klassischen Turngeräten miteinbeziehen.
  3. Hilfsmittel: (farbiges) Tape eignet sich bestens um Boulder-/Kletterprobleme zu definieren. Konkret lassen sich damit die Griffe und/oder Tritte bezeichnen, welche benützt werden dürfen. Ebenso können Zusatzgriffe für leistungsschwächere SuS markiert werden.

Gestalten

Methodische Grundsätze
  1. Ziel: Souveränes, situativ-angepasstes Anwenden der Klettertechniken.
  2. Die LP werden zu Coaches, welche die SuS mit immer neuen Herausforderungen konfrontieren und sie beraten und anspornen.
  3. Die SuS werden vermehrt zu selbständigem Handeln angehalten, d.h. sie stellen sich ihre eigenen Kletterprobleme.

Inhalte (vgl. Übungssammlung)
  1. Boulder definieren: Die SuS geben sich die Kletter-/Boulderprobleme selber vor (vgl. Übungen «Zeig mir den nächsten Griff», «Addieren», «Boulder definieren»).
  2. Trainieren: Die SuS definieren mit Hilfe der LP einen Boulderzirkel (10-15 Griffe die in einem Kreis angeordnet sind) und klettern diesen so lange, bis sie sich nicht mehr halten können.
  3. Wetteifern: Wer schafft innerhalb eines bestimmten zeitlichen Rahmens, die meisten Züge oder Boulder? Wer schafft den schwierigsten Boulder?
  4. Gestalten: Möglichst schön, möglichst präzise, im Zeitlupentempo, möglichst schnell, im Takt der Musik klettern. Jüngere SuS können die Bewegung von Tieren imitieren: Klettern wie ein Panther oder wie ein Äffchen.

Organisatorische Hinweise
  1. Musik als Hilfsmittel einsetzen.
  2. Wettkämpfe bedeuten einen relativ grossen organisatorischen Aufwand. Es empfiehlt sich deshalb, einen Wettkampf gleich für die ganze Schule zu organisieren: Es werden 10-20 Boulder definiert, die dann von allen Klassen im Wechsel (und über eine Zeitdauer von mehreren Wochen) geklettert werden.

1Eidg. Sportkommission (Hrsg.): Lehrmittel Sporterziehung. Band 1, Broschüre 1. Bern 1997, S. 50.